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Dimensionseinfluss


Man hatte den Fremden scheinbar bewusstlos vorgefunden. Er hatte einen Anzug an, der ihn von der Außenwelt abschottete. Dieser Anzug war primitiv. Der runde Teil war vorne ein wenig durchsichtig, was ihnen ermöglichte, einen Blick darin zu werfen. Das Wesen schien noch nicht tot zu sein, da man es am sich bildenden Kondensat sah, der im regelmäßigen Abstand auf der Innenseite des Helmes beschlug. Anhand ihrer Messgeräte hatten sie schon festgestellt, dass dieses Wesen Luft atmete. Er wurde in einen Raum gebracht, der mit einer Sauerstoff-Atmosphäre geflutet wurde. Danach hatten sie ihn allein gelassen und beobachteten ihn nur noch durch eine Art Glasscheibe. Sie wussten nicht wie sie weiter vorgehen sollten und beschlossen sich erst mal zu beraten.

                                                        

*

 

Raphael erwachte mit dröhnendem Kopf. Eine schrille Alarm-Klingel hatte ihn aus seinen Träumen gerissen. Lauter Warnlampen leuchteten auf der Innenseite seines Helms auf. Sein Sauerstoff ging zu Ende. Er stellte den Alarm ab und schaute auf seine Anzeigen. Er hatte nur noch für zehn Minuten Luft. Das Entsetzen nahm von ihm Besitz. Er begutachtete immer wieder seine Reserven. Der Schlaf, den er sich selbst verordnet hatte, hatte ihn alles, in allem, weitere zwei Stunden geschenkt. Es war nicht einfach gewesen, aber irgendwann hatte er es mit Hilfe einer Schlaftablette doch noch geschafft. Die Panik, die nach ihm griff, war so wie er es nie für möglich gehalten hätte. Er stand auf, ging im Raum auf und ab und suchte nach einer Fluchtmöglichkeit. Dabei bemerkte er nicht, dass seine Umgebung sich verändert hatte. Da war wieder eine Runde Luke.

Als er sie berührte passierte absolut nichts. Auf den Höhepunkt seiner Verzweiflung, sackte er in sich zusammen und setzte sich in die Ecke.

„Eine Ecke?“

Jetzt, wo ihm nur noch knapp drei Minuten Luft blieb, schaute er sich genauer um. Langsam wurde ihm bewusst, dass während seiner Schlafzeit etwas passiert sein musste. Nicht nur die Ecke war neu. Alles war hier anders. Er fühlte sich schwer und hatte herumlaufen können. Der Raum an sich war kleiner, maß zirka vier mal vier Meter, war zwei Meter hoch und hatte vier Ecken.

„Wie zum...“

Schnell schaute er nach seinen Außensensoren. Völlig verblüfft starte er auf die Anzeige.

„Wie geht das denn?“

Nur langsam kehrte seine Beherrschung zurück. Ein Hoffnungsschimmer flammte in ihm auf. Er schaltete seine Sauerstoffzufuhr aus. Vielleicht würde er den kleinen Rest irgendwann noch brauchen. Mit den dicken Handschuhen bekam er den Helm nicht auf, und so musste er sich erst dieser entledigen. Vorsichtig nahm er den linken ab. Es gab ein kurzes Zischen und er schluckte seine Spuke hinunter um den Druckausgleich in den Ohren auszugleichen. Dann atmete er kurz ein. Es schien alles in Ordnung und er nahm den zweiten Handschuh ab. Als nächstes kam der Helm dran. Jetzt erst merkte er, dass er noch die Luft angehalten hatte. Er schnappte schnell nach dem lebenswichtigen Elixier. Es roch nach einer Meeresbrandung. Die Luft war sehr feucht wie an einer Küste. So als wenn ein Sturm die See aufwühlt, die Brandung gegen die Brecher wirbelt und die Gischt sich über einen ergießt. Fürs erste lebte er noch, doch er machte sich nichts vor. Es war nur eine Frage der Zeit und sein Leben würde ein Ende finden. Er hatte Maximilian ausdrücklich verboten, dass ihm jemand zu Hilfe eilen sollte, falls etwas Unvorhergesehenes geschah. Er ahnte nicht, dass Christoph schon ganz in der Nähe war.

„Lieber Gott! Bitte hilf mir.“

Er war nicht gerade gottesfürchtig und darum wunderte er sich sofort seiner Gedanken. Er nahm sich vor darüber nachzudenken falls er dieses Abenteuer überleben sollte. Raphael hatte sich schnell wieder beruhigt und begann mit den Händen die Wände zu begutachten.

Als Ingenieur hatte er schon viel gesehen, aber hier war er am Ende mit seinem Latein. Sie fühlten sich einerseits glatt, aber auch irgendwie stumpf an. Eine Erklärung hatte er dafür nicht. An der Luke angekommen, konnte er nicht mal seine Fingernägel in den Spalt schieben, so winzig war der Schlitz. Auch hier kam das Licht aus den Wänden, nur an einer Stelle nicht. Es war gerade so groß wie seine Hand und hatte die Form eines liegenden Ovals, das milchig weiß schimmerte. Vielleicht war es eine Art Kontakt dachte er. Doch als er es berührte passierte nichts. Als er mit seiner Erkundung des Raumes fertig war, setzte er sich. Was hätte er tun können? Also saugte er ein wenig an seiner Flüssignahrung und wartete.