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Der Wächter


„Wo gehst du hin? Dein Quartier ist in der anderen Richtung.“
Harrys Stimme ließ Besorgnis erkennen. Man hätte ihn nicht zu menschlich programmieren sollen, dachte Eva. Dann wäre sie vielleicht auf ihn reingefallen. Einen kurzen Moment war sie gewillt ihm zu glauben. Doch, hatte er sie nicht die ganze Zeit über belogen? fragte sie sich. Nein! Man konnte ihm nicht trauen.
Die Schleuse zu den Robotern stand nun vor ihr. Es war ihre einzige Chance. Der Korridor hatte alle hundert Meter ein Zwischenschott. Diese waren elektrisch und vom Hauptrechner aus gesteuert.
Natürlich konnte er auch dieses geschlossen halten, aber nur elektrisch.
Sie nahm ihr Taschenmesser aus der Hosentasche. Es war kein gewöhnliches Messer, sondern eins mit diversen Werkzeugen dran. Sie trug es immer bei sich, und es hatte ihr immer gute Dienste geleistet.
Eva öffnete eine kleine Revisionsklappe neben der Schleuse. Sie wurde pneumatisch geöffnet, und mehrere Druckschläuche liefen hier lang.
Glücklicherweise waren alle verschiedenfarbig, und schnell fand sie den richtigen. Mit dem Messer schnitt sie den blauen Schlauch durch. Sofort fuhr das Schott nach oben. Nach kurzem zögern, schnitt sie nun auch das rote durch. Der Schott bewegte sich wieder abwärts.
Eva ging hinein bevor  es geschlossen war. Diesen Schott würde keiner mehr so schnell aufbekommen. Links an der Wand nahm sie einen der Helme, und setzte ihn, nachdem sie die dazugehörigen Handschuhe herausgenommen und angezogen hatte, auf. Beides saugte sich an ihrem Anzug fest. Im Helm war eine Luftdruckpatrone, die eine Stunde hielt. Das musste reichen um das Beiboot zu erreichen. Oder sie musste einen anderen Ausweg finden. Sie blickte sich in dem kleinen Raum um, doch sie fand nichts mehr, was ihr noch dienlich sein konnte. Auf dieselbe Weise, wie sie dem ersten Schott geöffnet hatte, verfuhr sie nun mit dem nächsten.
Dann stand sie in der Roboterhalle. Im Moment war alles ruhig. Keine einzige der riesigen Maschinen bewegte sich. Sie standen alle in Reih und Glied, und warteten auf das Öffnen des Außenschotts. Seit Ewigkeiten war hier kein Mensch mehr gewesen, doch die Robotgehirne nahmen sie nur war, als wäre sie eine Ameise am Wegesrand.
Langsam bewegte sich Eva hinten an ihnen vorbei, in Richtung des großen Außentores. Dieses konnte sie noch von hier aus öffnen. Doch wie sollte sie an das Beiboot rankommen? Von außen ließen sich keine Schleusen öffnen. Als sie die großen Bohrwürmer sah, kam ihr die Erleuchtung. Nur, wie sollte sie diese dazu bringen, für sie ein Loch in das Schiff zu bohren? Vorsichtig näherte sie sich einem dieser Maschinen, und umrundete ihn. In der Mitte des etwa zwanzig Meter langen Körpers, gab es eine Klappe die sich öffnen ließ. Trotz des Verbots dieses auch nur versehentlich zu öffnen, schob sie es mit beiden Händen auf. „Warnung! Bitte schließen sie sofort wieder das Kontrollpaneel. Sie sind nicht berechtigt, dieses zu öffnen“, kam aus Evas Helmlautsprecher. Diese Meldung wurde, da sie es nicht tat, ständig wiederholt.
„Ach! Halt den Mund!“
Vor ihr befand sich eine Art Tastatur, mit der sie nicht viel anfangen konnte.
„Das kann doch nicht sein, dass ich mir das ganze System vornehmen muss!“
Viel Zeit hatte sie nicht, um sich damit vertraut zu machen. Eigentlich war es unmöglich, in den paar Minuten. Doch bevor sie noch irgendwas tat, erwachte der Wurm zum Leben.
Ein Vibrieren durchfuhr das ganze Gerät. Eva machte einen Satz nach hinten. Gerade noch rechtzeitig. Die Maschine bäumte sich auf, und nahm eine Haltung, die an eine Königskobra erinnerte an. Eva wich noch weiter zurück.
Nun war sie zur Biene geworden, die die große Maschine bei ihrer Arbeit störte. Kein Mensch würde sich im Gehirn rumstochern lassen. Und da die Maschine intelligent genug war, erkannte sie die von Eva ausgehende Gefahr. Sie schnellte so überraschend vor, dass die Technikerin nur zur Seite taumeln konnte. Die Maschine krachte gegen die Wand, und Eva stolperte zur Luftschleuse. Hastig wollte sie sie öffnen, doch die Anzeige blieb auf rot.